Junge Leute machen alte Kirche flott

07.04.2017

Innendrin glich die Dorfkirche in Goldbeck diese Woche einer Baustelle. Angehende Mauerer aus Eberswalde verputzten die Wände des 300 Jahre alten Gotteshauses und kümmerte sich auch um das Fundament sowie den Fußweg. Seit vielen Jahren kommen Lehrlinge für die Renovierung nach Goldbeck – doch die Zukunft des Projekts ist ab 2018 ungewiss.

Goldbeck. Mindestens einmal im Jahr wird die kleine Dorfkirche in Goldbeck zur Baustelle. Dann stapeln sich die Pflastersteine vor dem Gotteshaus, stehen Töpfe mit Lehm auf den Sitzbänken, wo sonst Gläubige der Andacht lauschen, und wird überall im und am Gebäude fleißig gewerkelt. So auch in dieser Woche, als wieder sechs angehende Maurer und Hochbauer vom Oberstufenzentrum (OSZ) Barnim II aus Eberswalde sich der Renovierung der Kirche verschrieben haben.

Fleißig verlegt Mateusz Zuwkowski Bodenplatten vor dem Kircheingang. Er zeigt auf bereits verlegte Steine gleich daneben. „Das habe ich im vergangenen Jahr gemacht“, sagt der 21-Jährige. Es sei schön, nach einem Jahr wieder zu sehen, was bereits geschafft wurde. Für den angehenden Mauerer im dritten Lehrjahr ist es eine Herzensangelegenheit, der arg in Mitleidenschaft gezogenen Kirche ihren alten Charme zurückzugeben – und das nicht nur, weil er als Katholik kirchlich erzogen worden sei. „Hier gibt es auch regelmäßige Filmabende und Public Viewing zur Fußballmeisterschaft“, sagt er. Die Kirche sei im Dorf zu einem Anziehungspunkt für die Gemeinschaft, egal ob gläubig oder nicht, geworden. Das sei eine tolle Sache. Deshalb wolle er nach seiner Lehre noch mithelfen, das 300 Jahre alte Fachwerkgebäude zu renovieren.

Wie Mateusz hat auch der 24-jährige André Schulz Spaß an der Arbeit. „Letztes Jahr habe ich den Unterputz gemacht“, zeigt er auf die linke Seitenwand der Kirche. In diesem Jahr sei der Feinputz dran. „Damit die Feuchtigkeit vom Lehm nicht ins Gebälk zieht, befestigen wir Stroh um die Balken“, erklärt Bautechniklehrerin Beate Purr. Nur in der einen Woche Arbeitseinsatz könne nicht alles zugleich geschafft werden – Unterputz und Feinputz. Einige Lehrlinge kümmerten sich zudem um den Sockelputz, zudem würden die Fugen des Feldsteinfundaments neu gefüllt.

Beate Purr kümmert sich derweil um die großen Löcher in der Decke des Gebäudes. Ich lerne immer wieder dazu und somit diese kleine Kirche richtig zu lieben“, sagt die Lehrerin. „Die Löcher kommen von der Feuchtigkeit in der Decke“, erklärt Christian Dörendahl. Er ist Mitglied der Kirchgemeinde Dosse-Brausebach und kümmert sich um den Erhalt der Goldbecker Kirche. „Sicher würde es mit einem professionellen Baubetrieb schneller gehen“, sagt er. Aber das Projekt sei für die Azubis ein super Lehrinhalt und an einigen Stellen eine kleine Herausforderung. „Die Jungs sind in der Ausbildung eher auf Neubauten geschult, weniger auf Denkmäler“, erklärt Beate Purr. André Schulz stimmt zu. „Die schon damals uneben verputzten Wände müssen weitgehend so erhalten bleiben“, sagt er. Auf die Unebenheiten müssten sich die Lehrlinge einstellen. Für André Schulz ist klar, er möchte später lieber Neu- statt Altbauten renovieren.

Ob die Lehrlingstruppe vom OSZ bald überhaupt noch nach Goldbeck kommen wird, ist Beate Purr zufolge noch ungewiss. Bis 2018 auf jeden Fall, vielleicht auch nochmal dieses Jahr. Danach solle in Eberswalde keine Bauausbildung mehr stattfinden. „Aber wir finden schon eine Lösung“, gibt sich Purr kämpferisch. Notfalls führe sie das Projekt mit ehemaligen Teilnehmern oder anderen Azubis fort.

Von Christian Bark

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom 31.05.2016, veröffentlicht auf MAZ-online.de

Azubis arbeiten an der Kirche

07.07.2016

Angehende Maurer und Hochbaufacharbeiter vom Oberstufenzentrum 2 aus Eberswalde arbeiteten in dieser Woche am Gotteshaus in Goldbeck. Die jungen Handwerker versahen unter anderem die Innenwände mit Lehmputz und besserten Fugen an der Fassade aus.

Goldbeck. Am Freitag endet der Einsatz von sechs Jugendlichen an der Kirche in Goldbeck. Sie alle sind angehende Maurer und Hochbaufacharbeiter des ersten und zweiten Lehrjahres und kommen vom Oberstufenzentrum II (OSZ) in Eberswalde (Barnim). Eine Woche lang widmeten sie sich dem kleinen Gotteshaus. Dabei ging es vor allem darum, die Innenwände dort mit Lehmputz zu versehen, wo das ursprüngliche Material bereits locker geworden oder abgefallen war sowie die Fugen an den Außenwänden der Kirche auszubessern. Außerdem entstand eine kleine Pflasterfläche vor dem Gebäude, und der Dachkasten wurde abgeschliffen
und Leinölfarbe aufgetragen.

Erfahrungen mit Lehmputz sammeln

„Die Jugendlichen können hier Erfahrungen im Umgang mit Lehmputz sammeln“, sagt Beate Purr, Berufsschullehrerin für Bautechnik, die die jungen Leute im Alter zwischen 16 und 27 Jahren anleitet. Die rechte Innenwand der Kirche wurde bereits vor einigen Jahren bei einem ähnlichen Einsatz mit Lehmputz ausgebessert. „Sonst arbeiten die Auszubildenden meist mit Kalk-Zement- oder Zement-Mörtel, der viel schneller anzieht“, sagt Beate Purr. Sie ist froh, dem Handwerkernachwuchs auf diese Weise Gelegenheit zu geben, sich mit nachhaltigem Bauen und Lehmputz zu beschäftigen. Dazu gehörte auch, zuvor Schilfmatten als haftenden Untergrund an den Fachwerkbalken zu befestigen. In dieser Woche wurde jedoch nur der Unterputz aufgetragen. Den Feinschliff bekomme die Oberfläche erst in einigen Wochen, wenn alles durchgetrocknet ist. Begleitet werde der gesamte Einsatz auch von einem Denkmalpfleger.

Angebot kommt gut an

Das OSZ II in Eberswalde arbeitet dabei eng mit der örtlichen Kirchengemeinde zusammen, die das nötige Material zur Verfügung stelle, wie Beate Purr sagt. Die Entscheidung, ob sich die Schüler an dem Projekt beteiligen, habe sie ihnen selbst überlassen. Doch das Angebot komme gut an. Außer in Goldbeck gebe es noch acht weitere Auszubildende aus Eberswalde, die in Flecken Zechlin einen Brotbackofen bauen. Sie alle gehören dem gleichen Projekt an und sind auch gemeinsam in der dortigen Jugendbildungsstätte untergebracht. Beate Purr möchte das Projekt auch in Zukunft weiterführen und hofft, dass das in Zusammenarbeit mit der DGB-Jugendbildungsstätte auch möglich sein wird.

Von Björn Wagener

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom 26.09.2016, veröffentlicht auf MAZ-online.de