Eine Kita für Sibita

Seit 2005 unterstützt die Schule finanziell die Entwicklung in Kamerun. Aktuell engagieren wir uns gemeinsam mit Plan International in der Nordprovinz Kameruns, deren Hauptstadt Garoua ist.

Unsere größte und erfolgreichste Aktion war der KITA-Bau. Über 2 Jahre lang sammelten wir durch Aktionen im Umfeld der Schule viel Geld, so dass im Sommer 2007 eine Schüler-Lehrer-Gruppe nach Kamerun reiste, um mit den Bewohnern von Sibita einen Kindergarten aufzubauen. Zunächst besichtigten wir den Ort und lernten die Dorfbewohner kennen.  Der Rohbau des Hauses war schon fertig, die Baumaterialien waren aller vor Ort, Ziegelsteine wurden an der Baustelle gefertigt.  Dann starten wir die gemeinsame Arbeit mit den Kamerunern und halfen einigen, wieder gut sehen zu können.

Der Workshop

1. Tag

Es war uns zunächst wichtig, die Befindlichkeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie der Gemeindebewohner zu erfassen und uns mit der Argumentation vertraut zu machen. Deshalb stand der erste Tag im Zeichen der Kommunikation und Bewusstmachung der Problematik. Wir erkannten, dass die Workshopbeteiligten bereits eine kurze Schulungseinheit am Beginn des Programms „Early Child Care Development" hatten, denn ihre Aussagen stimmten weitestgehend überein. Dennoch war auch zu erfahren, dass es Zuspruch genauso wie Ablehnung einer Kindertagesstätte gegenüber gibt.   

Alle Tätigkeiten im Verlauf des Workshops waren so angelegt, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst erfahren und ausprobieren sollten, was im Anschluss als Tätigkeit mit den Kindern auszuführen ist (erzählen, ausschneiden, ausmalen, beschreiben, malen). Den Abschluss des ersten Tags bildete ein Rollenspiel, bei dem die Beteiligten ihre Kenntnisse in Argumentationen anwenden sollten, um einerseits die bestehenden Bedenken und Zweifel zu verstehen und andererseits auch entkräften zu können durch ein überzeugtes Auftreten und schlagkräftige Gegenargumente.

2. Tag

Am folgenden Workshoptag konnten wir bereits erste Rückmeldungen aus der Gemeinde und angrenzenden Gemeinden erhalten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben mit Nachbarn, Familienangehörigen oder anderen Gemeindeverantwortlichen über unserer Arbeit gesprochen und erste Handlungen ausprobiert. Ein Verantwortlicher aus dem Nachbardorf hatte gesagt, er wolle beobachten, was wir tun und danach entscheiden, ob seine Gemeinde auch einen Kindergarten baut. Wichtig war für uns die Erkenntnis, dass unsere Arbeit in der Öffentlichkeit beachtet wird und in der Gemeinde zur Kommunikation und Diskussion führt.  

Die Arbeit des Tages konzentrierte sich auf den Umgang mit Buchstaben und Worten, welche als stimulierende Elemente in der täglichen Umgebung der Kinder wahrnehmbar sein sollten. Deshalb fertigten die Kursteilnehmer Buchstabentafeln mit Worten und Zeichnungen an, welche in der Community Hall aufgehängt wurden. Die Arbeit in Kleingruppen und als Teamteaching stellte sich als sehr fruchtbar heraus, so dass wir diese Arbeitsweise für die gesamte Zeit favorisierten.

3. Tag

Auf gleiche Weise wurden am dritten Tag auch die Zahlen behandelt, wobei uns besonders die Umsetzung der Theorie in die aktuelle Situation der Gemeinde gefiel. Die Teilnehmer hatten die Aufgabe, gute Beispiele für ihre Zahlen zu finden. Also wurden Maiskörner, Erdnüsse, Mangos etc. aus dem Umfeld der Community Hall gesammelt und anschließend versprachlicht. Doch der überraschendste Teil für uns war die Anwendung in einem Kommunikationsspiel: der Marktplatz. Auf unser Zeichen hin begannen alle gleichzeitig mit dem Feilschen und Handeln, was wir so nicht erwartet hatten. Am Ende der Sequenz hatte jeder seine „Güter" getauscht, selbst die Teilnehmerin mit der Null hatte etwas getauscht, und wir lernten etwas über Tauschhandel in Kamerun. Den weiteren Umgang mit Zahlen schulten wir in Abzählspielen oder Würfelspielen, um das spielerische Element bei der Förderung der Kinder zu erhalten.

4. Tag

Der vierte Tag stellte eine neue Herausforderung für uns dar, denn neben den 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren nun die Kinder hinzugekommen. Entgegen unseren Erwartungen waren es nicht 20 sondern 45, ergänzt durch eine große Schar interessierter Zuschauer. In gemeinsamer Arbeit mit den Kamerunern probierten wir die Buchstaben- und Zahlenspiele, als „Lehreinheit" und als Bewegungsspiel. Die Kinder schienen diese Abwechslung sehr zu begrüßen, da wir auch Spielzeug mitgebracht hatten, das in Kamerun unbekannt war, z.B. Luftballons. Hingegen beim Fußballspiel waren uns die Jungen der Gemeinde technisch und in Kondition um Einiges überlegen. Nach dem Mittagessen wurden die Kinder in ihre Familien zurückgebracht und wir bereiteten den letzten Workshoptag vor. Im Verlauf der Arbeitsphase wurden die Kursbeteiligten immer wieder mit einfachen Strukturen der Planung vertraut gemacht, was als Problem in Sibita aufgefasst wurde. Eine planvolle Arbeit ist hier selten anzutreffen, die meisten Aktionen werden durch die aktuelle Situation hervorgerufen und nicht oder selten geplant.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erarbeiteten einen Beispielplan für 2 Zeitstunden, welcher am Folgetag als Gerüst für die Arbeit unter unserer Aufsicht dienen sollte. Hierin wurden alle Umgangsweisen und Materialien eingeschlossen, die im Verlauf des Workshops Gegenstand waren und der frühkindlichen Förderung im Sinne einer Stimulation und Lernunterstützung dienen sollen.

5. Tag

Am letzten Tag unseres Workshops stand die praktische Anwendung der besprochenen Inhalte auf dem Programm. Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer waren in 5 Gruppen organisiert und hatten jeweils ca. 8 Kinder zu betreuen. Nach ihrem vorab ausgearbeiteten Plan beschäftigten sie die Kinder eigenverantwortlich unter unserer Beobachtung. Wir waren Zuschauer und machten Notizen zu unseren Wahrnehmungen. Die Beteiligten zeigten eine sehr hohe Motivation, dass Gelernte in die Praxis umzusetzen und bemühten sich um eine abwechslungsreiche und aktive Beschäftigung der Kinder. Wir mussten erkennen, dass manche Zielsetzungen der Frauen für diesen Vormittag teilweise zu ehrgeizig waren, denn ein 2-jähriges Kind kann wahrlich noch kein Alphabet lernen.

In der folgenden Auswertung wurden in allgemeiner Kursdiskussion die Wahrnehmungen und Beobachtungen des Vormittags ausgewertet und kleinere Korrekturen vorgenommen. Für uns war aber die wesentliche Erkenntnis wichtig, dass die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer innerhalb der letzten Woche Grundlagen aufgenommen und erarbeitet haben, die sie zu selbstständig und verantwortungsbewusst handelnden Betreuern qualifizieren. Wichtig war auch die Erkenntnis, dass die Verlagerung der Tätigkeit in das Gemeindezentrum einen sehr positiven Effekt hatte. Durch die ständige Beobachtung der Gemeindemitglieder während der Arbeitsphasen wurden die Inhalte unvermittelt und direkt kommuniziert. Andere Frauen wurden angeregt, ihre eigene Umgangsweise mit den Kindern zu überdenken, denn wir konnten in einer Familie beobachten, dass ein Spiel aus unserem Workshop dort ausprobiert wurde, obwohl kein Familienmitglied direkt mit unserer Arbeit involviert war. Das bunte Treiben und der Spaß am letzten Workshoptag fand aus Platzmangel in der Community Hall in aller Öffentlichkeit statt, was auch eine gute Wirksamkeit und Werbung darstellte, denn die Frauen der unmittelbaren Nachbarschaft konnten authentisch die Freude der Kinder und das Engagement der angehenden Betreuerinnen und Betreuer erleben und somit ihre Entscheidung erneut prüfen, ob sie ihre eigenen Kinder in die Kita schicken werden.

Brillenhilfsaktion

Unsere zweite parallel verlaufende Hilfsaktion in Sibita wurde kurzfristig in das Reiseprogramm aufgenommen und war sehr erfolgreich. Die Brillenverteilung war ein sehr großes Ereignis für uns, aber vor allem für die Dorfbewohner vor Ort. Dass dies überhaupt ermöglicht werden konnte, verdanken wir dem Augenoptik- und Kontaktlinsenstudio Hoffmann & Ewert (heute Hoffmann & Brillen), Eberswalde.

Sie starteten eine große Sammelaktion, indem ihre Kunden, ihre alten ausrangierten Brillen für diesen Zweck spendeten. Darauf fanden sich über 245 Brillen in den verschiedensten Formen und Stärken zusammen.

Nach unserer Ankunft in Sibita erfolgte für alle Dorfbewohner die Ankündigung, dass sich am 08.08.2007 alle Bedürftigen mit Sehproblemen auf dem Platz neben der Community Hall einfinden sollten. Als wir am Morgen zum Workshop ankamen, trauten wir unseren Augen nicht. Erwartungsvoll hatten sich viele Einwohner, vom Kind bis zum Greis, eingefunden und harrten geduldig der Dinge, die beginnen sollten. Der uns begleitende einheimische Augenarzt begann im Freien seine Unter-suchung mit einer großen Stabtaschenlampe und einer Sehtesttafel, die er an einen Baum befestigt hatte. Er war wohl für viele dieser Menschen der erste Arzt, den sie zu Gesicht bekommen hatten. Der Augenarzt aus Bertoua und seine Gehilfin begleiteten uns die ganze Zeit und fanden in den nächsten Tagen ein Dorfkrankenhaus in Bulanghana, das wohl am geeignetsten erschien, die Sehstärke der Brillen zu bestimmen.

Nach drei Tagen war es endlich soweit. Am letzten Tag des 5-tägigen Workshops konnten wir die Brillen endlich austeilen lassen. Doch auch das haben wir uns ein bisschen leichter vorgestellt. Die Brillen waren in Beuteln sortiert und mit einem schwarzen Stift auf den Gläsern nach ihrer Stärke nummeriert. Der Arzt breitete ein paar Brillen aus verschiedenen Beuteln vor sich aus und in der Zeit stellten sich die Dorfbewohner, die eine Brille benötigten, in einer Reihe auf. Jeder trat der Reihe nach vor und legte einen Zettel vor, auf dem seine Sehstärke notiert war. Dann versuchte der Arzt den Zetteln Brillen zuzuordnen, was aber leider nicht immer gelang und darum einige leer ausgingen. Aber manche hatten Glück, dass auf dem Tisch eine Brille lag, die auf sie abgestimmt war. Unsere Betreuer vor Ort garantierten uns, dass alle bedürftigen Einwohnerinnen und Einwohner von Sibita mit einer Brille ausgestattet werden, nachdem sie in der folgenden Woche den vereinbarten Konsultationstermin im Krankenhaus Doumé wahrnahmen.

Es erfüllt und mit Freude zu wissen, dass wir nicht nur den Kindern der Gemeinde helfen konnten, sondern auch medizinische Hilfe für einen Großteil der erwachsenen Bewohner Sibitas leisten konnten.

Es war gut zu spüren, wie direkte Hilfe vor Ort den Menschen eine neue Perspektive gibt und sie motiviert, das Projekt weiterzuführen.

Deshalb lohnt es sich, die finanzielle Förderung weiterhin aufrecht zu erhalten. Vielleicht kann ja wieder einmal eine Schülergruppe vor Ort in Kamerun direkte Hilfe leisten.