Am ersten Tag des Projektes zur Geschichte der Psychiatrie im Barnim haben sich Schüler:innen der Jahrgänge 11 und 12 im Kreisarchiv getroffen und dort einen spannenden Einblick in die Arbeit eines Archivs bekommen. Sie haben gelernt, wie Akten gelagert werden und wie man Informationen in alten Dokumenten findet. Besonders spannend war es, originale Dokumente wie alte Zeitungen, Fotos und Karten zu sehen. Innerhalb dieses Projektes wollten die Schüler:innen herausfinden, wie Menschen mit psychischen Problemen früher behandelt wurden und wie sich das von der heutigen Sichtweise unterscheidet.
Am zweiten Tag haben die Projektteilnehmer nicht nur das Martin-Gropius-Krankenhaus, als auch deren Gelände besichtigt, sondern auch einen spannenden Einblick in die Geschichte der Psychiatrie bekommen. Der Rundgang begann auf dem alten Friedhof des Krankenhauses. Dort hat Frau Dr. Keller, die Referentin und Expertin für die Geschichte des Krankenhauses und Tobhauses, unter anderem viel über die Ärzte Zinn erzählt, die eine wichtige Rolle bei der Gründung und Leitung der Anstalt spielten. Es war beeindruckend zu sehen, dass die Ärzte sich sogar auf dem Friedhof der Patienten beerdigen ließen – ein Zeichen der besonderen Verbindung zur Klinik und ihren Patienten. Leider mussten die Schüler:innen auch von den dunklen Kapiteln der Geschichte hören. Während der NS-Zeit wurden in vielen psychiatrischen Anstalten, so auch hier in Eberswalde, Menschen ermordet. Dieser schreckliche Zeitabschnitt der Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Ein besonderer Fokus lag auf dem sogenannten "Tobhaus". Das war ein Gebäude, in dem besonders unruhige Patienten untergebracht waren. Heute ist es ein Zeugnis einer Behandlungsmethode, die aus gegenwärtiger Sicht grausam erscheint. Trotzdem ist es wichtig, dieses Gebäude zu erhalten, um an die Geschichte zu erinnern und zu zeigen, wie weit sich die Psychiatrie entwickelt hat. Der Besuch im Martin-Gropius-Krankenhaus war eine eindrückliche Erfahrung. Alle konnte nun nachvollziehen, wie sich die Behandlung psychisch kranker Menschen im Laufe der Zeit verändert hat.
Im Anschluss an den einführenden Dienstag haben sich die Teilnehmer zwei Tage lang intensiv mit der Recherche beschäftigt. Aufgeteilt in fünf Arbeitsgruppen hat man in historischen Quellen wie Büchern, Akten und Zeitungen nach Informationen gesucht. Unterstützt wurden sie dabei von Herrn Lucas Lebrenz, der uns wertvolle Materialien zur Verfügung stellte und sein Wissen teilte. Durch diese gründliche Recherche konnte eine solide Grundlage für weitere Arbeiten geschaffen werden. Die Schüler:innengruppe hat im Rahmen eines Projekts im Kreisarchiv Eberswalde intensiv zu verschiedenen Aspekten der Psychiatrie geforscht. Ihr Fokus lag dabei auf der Entwicklung der psychiatrischen Versorgung in Deutschland, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus und danach.
Am letzten Tag der erkenntnisreichen Projektwoche, wurden die Rechercheergebnisse im Plenum präsentiert. Die zentralen Themen der Präsentationen waren die Planung und der Bau des Martin-Gropius-Krankenhauses sowie die Entwicklung der Fürsorge für psychisch Kranke bis 1932, die gravierenden Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Psychiatrie, insbesondere die „Euthanasie“-Programme, als auch die Wiederaufbauphase der Psychiatrie und die ersten Ansätze moderner Therapiemethoden.
Die Schüler:innen präsentierten ihre Ergebnisse und zeigten sich beeindruckt von der historischen Bedeutung ihrer Forschung. Sie betonten mehrmals die Notwendigkeit, sich mit diesem Kapitel der Geschichte auseinanderzusetzen, um daraus zu lernen. Für die Zukunft sind weitere Forschungen geplant. So könnten beispielsweise Zeitzeugeninterviews mit ehemaligen Patienten oder behandelnden Ärzten durchgeführt werden, um ein noch umfassenderes Bild zu erhalten.
Lia Schilling, Projektgruppe Geschichte der Psychiatrie im Landkreis Barnim